Gleich zum Auftakt der Rückrunde schaute der Tabellenführer SG Kronau/Östringen vorbei, um sich im Prestige-Duell mit dem Kreisnachbarn weitere Punkte zu krallen. Das Hinspiel ging nach einer wahren Torflut mit 41:39 ganz knapp an die Kröstis, die sich mit 6 Spielerinnen aus höheren Spielklassen in Ungarn im Gegensatz zur Vorsaison extrem verstärkt hatten.
Die SG-Damen hatten sich eine faire Revanche vorgenommen, doch im Gegensatz zum Hinspiel, wo beide Teams aufgrund des Rundenstarts noch keinen Leistungsvergleich hatten, gingen die in Bestbesetzung auflaufenden Gäste als klarer Favorit ins Match. Angeführt von der mit 13 Treffern erfolgreichsten Ungarin Klaudia Gacser setzten die Gäste das durch die Tabellenführung entwickelte Selbstvertrauen eindrucksvoll ins Szene und dominierten ab der 15. Minute das Spielgeschehen fast nach Belieben.
Die Heim-SG konnte bis dato mit 8:10 noch mithalten, dann sattelten die Kröstis überwiegend durch starke Aktionen der Ungarn-Zugänge mehr und mehr Tore bis zum deutlichen 7-Tore-Vorsprung 40 Sekunden vor der HZ drauf. Das lag aber eigentlich nicht an der klaren Überlegenheit der Kröstis, sondern eher an sehr zaghaften und teilweise unsicheren Aktionen in der Offensive, aber hauptsächlich in der nicht funktionierenden Defensive der Heim-SG. Durch eine beherzte und schnelle Angriffsaktion konnte die wieder in Galaform spielende Bianca 5 Sekunden vorm HZ-Pfiff den dramatischen 7-Tore-Rückstand noch um ein wichtiges Tor verkürzen.
Die doch zahlreichen Zuschauer sahen ab der 2. HZ eine Fortsetzung der klaren Krösti-Dominanz und so mancher hoffte beim erneuten 7-Tore-Rückstand beim 19:26 nur 3 Minuten nach der Pause, dass es nicht zu einem Debakel für die in dieser Phase seltsam ideen- und wehrlos agierende Heim-SG kommen würde. Doch durch eine taktische Abwehrumstellung durch unseren Trainerfuchs Damir wurden die beiden gefährlichsten Angreiferinnen zwar nur punktuell, aber dafür umso nachhaltiger aus dem Angriffsspiel der Kröstis genommen. Diese Manndeckung verursachte einen Bruch im bisher so souveränen Spiel der Gäste.
Parallel dazu wurden die Angriffsbemühungen aus der verstärkten Abwehr flüssiger und sicherer. In dieser Phase übernahm Janina immer mehr Verantwortung und wurde mehrmals stark angegangen. Beim 21:26 (35.) konnte sie gegen die herausstürzende Gäste-Torfrau einen Klasse-Heber souverän verwandeln, wurde dabei aber so hart am Kopf getroffen, dass sie minutenlang behandelt werden und man mit dem Schlimmsten rechnen musste. Doch Janina konnte wunderbarerweise weitermachen, im Gegenteil wurde sie durch diese Attacken so angestachelt, dass sie ihr Kämpferherz auspackte und damit ihrer gesamten Mannschaft einen Ruck mitgab!
Plötzlich funktionierten die Pässe und Laufwege, die Abwehr wurde zu einem unüberwindlichen Bollwerk und auch Lea und Aylin konnten mit Glanzparaden immer besser die gefährlichen Schüsse vereiteln, Lea konnte sogar 1 Strafwurf fantastisch parieren. So kamen unsere Mädels bis zum 25:28 (40.) in Ausgleichsnähe ran, als die Gäste wieder die Zügel in die Hand nahmen und den Zwischenspurt der Heim-SG gnadenlos abwürgten. Binnen 6,7 Minuten erhöhten die Kröstis wieder die Schlagzahl und beim 27:33 (47.) wurde die Euphorie der SG-Fanschaft merklich eingebremst.
Doch als die Kröstis sich schon sicher auf der Siegerstraße wähnten, schlugen unsere Mädels wie aus dem Nichts zurück, um sich gegen die drohende Niederlage im Kreisderby zu stemmen. Mit einem 4:0-Hurra-Lauf zum 31:33 (51.) zogen sie das Vorteilsmoment wieder energisch auf ihre Seite. Die Gäste legten nochmals, aber endgültig zum letzten Male wieder durch K. Gacser auf 31:34 (52.) vor. Dann kam eine rote Lawine ins Rollen, die die Kröstis von der vermeintlichen Siegerstraße fegte. Durch einen überwältigenden 5:0-Lauf erkämpften sich die Bruchsaler Damen die sensationelle Führung zum 36:34 (56.) zum 1. Mal seit über 45 Minuten zurück. Die Dramatik riß nun alle von den Sitzen, die Gäste konnten in Überzahl nochmals den Anschluß erzielen, doch die Heim-SG war so abgezockt, dass sie in Unterzahl durch Janina und Laura zu einem vorentscheidenden 38:35 exakt 2 Minuten vor Schluß vorlegten. Wieder vollzählig wirbelten die jungen Wilden weiter und konnten mit der alles überragenden Bianca und den nicht minder gut aufgelegten Laura und Ramona B. den Sack zum 41:35 vollends zuschnüren.
Das war ein Wahnsinns-Krimi, in dem unsere Bruchsaler Mädels gegen einen von der Papierform her überragenden Gegner diesen nicht so erwarteten Derbysieg mit einem 14:3-Sturmlauf ab der 47. Minute absolut glänzend und verdient eingefahren haben. Einfach unfassbar, wie die Mädels immer wieder bei 6 und 7 Toren Rückstand durch den bedingungslosen Glauben an die eigene Stärke weitergefightet und so den anscheinend übermächtigen Löwinnen die Krallen gepflegt gestutzt haben!
Ein riesiges Extra-Lob an unser junges SGHH-Team für die absolut mannschaftliche Geschlossenheit, die heute über die individuelle Spielstärke der Kröstis in beeindruckender Manier triumphieren konnte.
SG H/H: Tor: Aylin Bertsch, Lea Hechinger; Feld: Bianca Dehm (15/5), Janina Hurst (7), Tanja Huzenlaub, Kim Steibli, Filiz Saglamer (2), Laura Witt (7/4), Ramona Borne (7), Miriam Gromer (1), Katharina Kaiser (1), Jasmin Förster, Ramona Knapp (1).
19:30 Uhr Sporthalle Bruchsal