SG H/H : HSG Leinfelden-Echterdingen 30:27 (15:13)

Papierform sprach klar für den Favoriten HSG – doch die SGH/H triumphierte durch ansteigende Formkurve beim hochverdienten Überraschungssieg!

Nach dem souveränen Kantersieg gegen den Aufsteiger HB Ludwigsburg wartete heute mit der HSG Leinfelden-Echterdingen ein ganz anderes Kaliber auf die Bruchsaler Handball-Damen.

Mit einer ganzen Reihe von Rückraumspielerinnen mit Gardemaß und enormer Schußpower hatte die HSG hier von der Papierform eindeutige Vorteile. Dazu kam eine wie gewohnt schnelle und sichere Spielweise, vor allem das überfallartige Umschalten auf Konter sind ein Markenzeichen der schwäbischen Gäste.

Die SGH/H konnte aber auch mit breiter Brust in das Spiel gehen und Selina eröffnete den Torreigen zum 1:0 nach 49 Sekunden. Die nächsten Minuten wogte das Geschehen hin und her, allerdings machte sich die SGH/H mit etlichen Fehlpässen und technischen Fehlern das Leben wieder selber schwer. Die HSG bedankte sich für diese unerhofften Ballgeschenke und konnte sich so mit 7:9 (19.) etwas absetzen. Das war ein Schlüsselmoment, denn ein oder zwei Tore mehr Vorsprung hätten vielleicht die Statik des Spiels zugunsten der Gäste gedreht. Doch zwei Gäste-Zeitstrafen schufen in der HSG-Abwehr gewaltige Löcher, Laura konnte so diesen Raum auf Linksaußen eiskalt ausnutzen und das Spiel mit drei blitzsauberen Toren hintereinander zum 11:9 (22.) wieder drehen. Dann ebenfalls in Unterzahl mußte die SG wieder eine starke Gäste-Phase hinnehmen, in der 24. Minute stand es beim 11:13 gerade wieder andersrum. Doch die SGH/H berappelte sich wieder, mit zwei Toren der erneut überragenden Selina, je eines von Laura von Außen und Jasmin energisch vom Kreis, konnte zur Halbzeit wieder zwei Tore Vorsprung erarbeitet werden. Wie immer konnte Lea im Tor mit wertvollen Paraden etliche Freie entschärfen. Positiv überraschend für die Fans der SGH/H war der Umstand, daß die HSG im Positionsspiel trotz ihrer Gardemaßspielerinnen nicht so druckvoll und gefährlich wie gewohnt agierten, auch der eine oder andere Fehlpaß, Fehlwurf und technische Fehler sorgten für „ausgeglichene“ Verhältnisse. Wenn die SGH/H ihre Fehlerquote also nur minimal reduzieren könnte, dann wäre gegen den Favoriten eine Überraschung durchaus möglich.

Die HSG mit Anspiel agierte sofort nach Anpfiff sehr dynamisch und konnte gleich verkürzen. Ansatzlos konnte die SGH/H ab diesem Moment dem Spiel ihren Stempel aufdrücken, die Gäste konnten einem überlegenen 4:0-Lauf zum 19:14 (37.) nichts entgegen setzen. Da Selina natürlich nicht alleine ein Match entscheiden kann, war es sehr erfreulich, daß in dieser Drangphase auch Denise, Hanna und wieder einmal Laura ihr Können aufblitzen ließen. In der Tat spielten sich die SG-Damen in einen kleinen Rausch, die Pässe, Schüsse und Abwehraktionen griffen traumwandlerisch ineinander, so daß minutenlang die nachsetzenden Gäste zwar immer gleich ein Anschlußtor zustande brachten, doch der Abstand konnte gehalten werden, denn die SGH/H fand immer gleiche die richtige Antwort. Mit dem fünften und letzten souverän verwandelten Strafwurf von Selina zum 25:20 (49.) konnte die SG die stärker werdenden Gäste über 10 Minuten auf dieser psychologisch wichtigen Distanz halten. Hier lief Lea zu nahezu unschlagbarer Form auf, sie konnte als „Chancentod“ vor allem von der starken Linkshänderin auf Rechtsaußen vier oder fünf Freie zunichtemachen, auch ein Strafwurf wurde zu ihrer sicheren Beute. Jetzt lag die Sensation in der Luft, die SGH/H aber verkrampfte etwas angesichts der möglichen Sensation. Dadurch witterte die HSG plötzlich wieder Morgenluft, mit frischen Kräften von der Bank konnte sie den Druck auf das SG-Gehäuse wieder mächtig erhöhen. Mit einem unwiderstehlichen 0:3-Lauf konnte sie bis auf zwei Tore verkürzen – 25:23, nicht mal drei Minuten später. Die SGH/H kam jetzt etwas ins Schwimmen, denn anstatt mit durchdachten Spielzügen und sicheren Rückraumtreffern den Vorsprung clever zu verwalten, wollte jetzt der halbe Rückraum auf Biegen und Brechen die Kreisläuferinnen anspielen, ein Anspiel nach dem anderen ging flöten und eröffnete dem Gast wieder das gefährliche Konterspiel. Doch auch die HSG zeigte jetzt bei der einen oder anderen Aktion immer mal wieder Nerven und konnte somit nie näher als auf zwei Tore rankommen. Beim 28:26 knapp vier Minuten vor Abpfiff war immer noch alles offen. Doch die kurze Deckung von Selina, von der HSG schon mehrere Minuten lang angewandt, zeigte die Problematik der SGH/H auf. Ohne ihre Spielmacherin tat sich das Team sehr schwer mit den Angriffsbemühungen. Als der SG-Angriff wieder ins Stocken kam, nahm sich Anna vom 8-Meter ein Herz und haute die Kugel mir nichts dir nichts zum 29:26 der HSG-Torfrau um die Ohren! Da standen immer noch lange 3 Minuten und 19 Sekunden auf der Uhr, aber mit etwas Coolness sollte man das doch heimschaukeln? In der Tat stand die Abwehr weiter bombenfest, die HSG lief sich immer wieder fest und so konnte die SGH/H den Ball rd. zwei Minuten vor Ende zurückerobern. Jasmin brachte die 7. Feldspielerin, um Selina wieder frei zu bekommen und somit die Chance auf den schnellen K.O. zu erhöhen. Hektisch wurde aber wieder der Ball vertändelt, Lea wartete ungeduldig an der Linie und machte einen halben Schritt zu früh auf das Feld. Es gab Strafwurf und 2 Minuten für unsere einzige Torfrau. Anna streifte sich den Tordress über und übernahm den Torwartjob. Der Strafwurf wurde zum 29:27 etwas mehr als eine Minute vor Schluß sicher verwandelt. Die HSG versuchte noch durch offensive Kurzdeckung in Überzahl die Wende zu erzwingen – bei schneller Balleroberung wäre es nochmals dramatisch eng geworden. Aber zwei schnelle Pässe, den letzten auf die freie Selina direkt am Kreis, dann konnte sie mit ihrem 14. Tor den Knopf am hart umkämpften Sieg 30 Sekunden vor Ende umjubelt von den Fans dran machen.

Puh, das war eine ziemliche Achterbahn, doch die SG-Damen haben sich im Laufe des Matchs ständig gesteigert, vor allem die Fehlerquote wurde drastisch reduziert, während die eigentlich favorisierte HSG zwar anfänglich weniger Fehler machte, aber dieses Niveau nicht reduzieren vermochte. Somit lag die HSG ab der 2. Halbzeit ständig zwar nur minimal über dem Fehlerniveau der SGH/H, doch das gab schließlich den Ausschlag für diesen hart erarbeiteten, aber letztlich hochverdienten Überraschungssieg!

Jetzt kann das mit 4:2-Punkten im vorderen Mittelfeld befindliche Team 14 Tage in Ruhe akribisch an den Schwachstellen arbeiten. Die Hauptbaustelle ist unzweifelhaft das Paßverhalten an den Kreis, hier ist noch eine deutliche Steigerung möglich und auch notwendig. Beim nächsten Spiel am 06.10.19 um 15.00 Uhr gegen den Aufsteiger SG Schenkenzell/Schiltach in der Bruchsaler Sporthalle würde ein funktionierendes Kreisanspiel eine vielversprechende Grundlage für weitere zwei Heimpunkte bieten!

SG H/H: Tor: Lea Hechinger; Feld: Bianca Dehm (n.e.), Isabel Gromer, Lisa Haab (n.e.), Selina Röh (14/5), Laura Witt (6), Ramona Borne (1), Anna Greil (3), Denise Bremer (2), Vanessa Kunsmann, Hanna Marquardt (1), Jasmin Schückle (2), Mia Wehrmeyer (1);

MV: Jasmin Förster, Vanessa Schneider, Sarah Thomas.

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